Jahrzehntelang wollte der UFO-Verein GEP die umstrittene Skeptikergruppe CENAP davor bewahren, sich in den Abgrund zu stürzen. Nun gibt sie ihr selbst den letzten Schubs.
Ein Kommentar von Robert Fleischer
Deutschlands bekanntester und umstrittenster UFO-Skeptiker Werner Walter hat sich den letzten Rückhalt verscherzt, den er in der deutschen UFO-Forschung noch hatte: In einer Öffentlichen Erklärung distanziert sich der größte gemeinnützige Forschungsverein GEP öffentlich „von CENAP, den dort vertretenen Positionen sowie dem gepflegten Stil der Arbeit und den publiken Aussagen von CENAP zum UFO-Thema (…) Die GEP verwahrt sich vor der Diskreditierung ihrer Mitglieder durch Personen von CENAP und ächtet die polemischen Texte auf den CENAP-Webseiten“. Für eine Zusammenarbeit sei „aufgrund fachlicher und formaler Differenzen“ keine Grundlage mehr gegeben.
Wow. Das hat gesessen.
Als wir im Juni 2007 mit Exopolitik in Deutschland begannen, glich die deutsche UFO-Landschaft einem Kriegsschauplatz. Obwohl es hierzulande drei eingetragene UFO-Vereine (DEGUFO, MUFON-CES und GEP) gab, galt die Beachtung der Massenmedien allein der Skeptikergruppe CENAP. Das „Centrale Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene“ wurde deutschen Zeitungslesern und Fernsehzuschauern stets als „einzige UFO-Meldestelle Deutschlands“ präsentiert. Ein Altherrenclub mit drei bis fünf Mitgliedern, ohne Satzung, dirigiert vom gelernten Einzelhandelskaufmann Werner Walter aus der Mannheimer Vorstadt. Walter war ein Promi aus dem Fernsehen. Was Walter zum Besten gab, war Gesetz. Wer es wagte, ihm zu widersprechen, wurde mit wüsten Beschimpfungen überzogen.
Für Beobachter der UFO-Szene schien CENAP eine klare Agenda zu verfolgen: Divide et impera, teile und herrsche. Versuche, die Zusammenarbeit zwischen den langjährig zerstrittenen UFO-Vereinen zu verbessern, wurden mit hämischen Kommentaren überzogen, der Graben zwischen „UFO-Spinnern“ und „seriösen Forschern“ gehegt und gepflegt. Jahrelang standen DEGUFO und MUFON-CES ganz oben auf der Abschussliste. Als im Juni 2007 Exopolitik Deutschland auf den Plan trat, fand Walter in uns ein neues Hassobjekt.
Von Beginn an war Exopolitik im Fadenkreuz von CENAP, offenbar mit dem Ziel, Exopolitik als unglaubwürdige, gefährliche Gruppierung darzustellen. Zunächst versuchte Walter, Exopolitik in die rechte Ecke zu stellen. Dafür mussten einige unserer frei zugänglichen Videos herhalten, die auf Webseiten verlinkt worden waren, denen CENAP eine „braune“ Gesinnung nachsagte. Ich selbst äußerte mich damals nicht zu den lächerlichen Vorwürfen. Und als die GEP mich im Mai 2009 zu einer Tagung nach Schmerlenbach einlud, wurde Exopolitik gar zu einem regelrechten Politikum. Statt eines Vortrags übergab CENAP-Gründungsmitglied Hansjürgen Köhler dem GEP-Vorsitzenden eine förmliche Protestnote, die von den Tagungsbesuchern „nur zu einem Kopfschütteln“ führte und „als äußerst kindisch aufgefasst“ wurde. UFO-Forscher aus allen Vereinen kritisierten Walters „braune Soße“ als unbegründet, einige nahmen Exopolitik ausdrücklich in Schutz.
CENAP änderte die Strategie. Von nun an war Exopolitik kein rechter Verein mehr, sondern eine gefährliche Sekte. Dass Walter unsere Bürgerinitiative fortan immer wieder als „Exology“ (in Anlehnung an Scientology) beschimpfte, hat im Nachhinein betrachtet sogar etwas Gutes: Denn so stießen die Google-Nutzer, die nach „Exopolitik“ suchten, gar nicht erst auf die Verleumdungen, die Werner Walter in endlos verschachtelten Hasstiraden von sich gab:
Damit war das Fass zum Überlaufen gebracht – die GEP kündigte CENAP die Zusammenarbeit auf. Und ich finde: Das wurde auch Zeit. Zwar mag CENAP in frühen Jahren wertvolle Aufklärungsarbeit geleistet haben. Doch aus der damals investigativen Arbeit Walters und seiner Freunde ist in den letzten Jahren ein reiner Meinungskampf geworden. Sichtungsberichte werden bei CENAP kaum, wenn überhaupt noch, untersucht. Aus der angeblich „einzigen UFO-Meldestelle Deutschlands“ ist eine Auskunftsstelle für banale Erklärungen geworden, eigene Forschung findet kaum noch statt – wenn überhaupt.
Schon deshalb ist es ominös, dass Walter selbst in letzter Zeit noch von Massenmedien als UFO-Experte hofiert wird. Bleibt abzuwarten, wie die Presse sich nun verhält. Wird sie der deutschen Öffentlichkeit weiter den Mann servieren, der inzwischen von sämtlichen deutschen UFO-Forschungsvereinen geächtet ist? Oder wird sie sich einen neuen UFO-Experten suchen – einen, der sein Ego unter Kontrolle hat?
Werner Walter hat die Berichterstattung über UFOs in deutschen Medien jahrzehntelang mit banalen Erklärungen geprägt. Schon deshalb wünsche ich mir, dass andere, kompetentere Stimmen zu Wort kommen. Menschen, die debattieren, ohne zu streiten. Die untersuchen, ohne vorschnell abzuurteilen. Menschen, denen das eigentliche Thema wichtiger ist als die Bestätigung ihrer selbst.
O-Ton Werner Walter – der letzte, versprochen: